Das erste Mal im Yosemite war ich vor etwa 15 Jahren und bin seitdem immer wieder zurückgekehrt. Die unglaubliche Landschaft hier war immerhin einer der Hauptgründe für unsere Auswanderung. Yosemite ist ein magischer Ort, und ich kann jedem, der nach Kalifornien reist, nur ans Herz legen, hierher zu kommen.
Im Laufe der Jahre habe ich nun schon so oft gedacht „Hätte ich das doch vorher gewusst!“, dass ich einige der wichtigsten Tipps aufschreiben wollte, die ich jedem unabhängig von Aufenthaltsdauer und -ort im Park ans Herz legen kann.
1. Plane im Voraus. Lange.
Es gibt unheimlich viele Dinge zu entdecken im Park, aber sie alle haben eins gemeinsam: Sie sind ratzfatz ausgebucht. Wenn du eine Unterkunft im Park, einen Platz für euer Zelt oder ein Abendessen im berühmten Ahwahnee-Luxushotel buchen willst, musst du schnell sein, weil die meisten Plätze bereits viele Monate im Voraus gebucht werden. Das schränkt deine Auswahlmöglichkeiten extrem ein, wenn du zu spät dran bist!
2. Vermeide das Wochenende.
Es gibt nicht nur die Besucher, die im oder an der Grenze zum Park übernachten, sondern natürlich auch Tagesbesucher. Viele Leute (ich inklusive) nehmen zum Beispiel die ca. fünf Stunden Fahrt von der Bay Area auf sich, um den Samstag im Park zu verbringen. Deswegen ist der Park an Wochenenden extrem überfüllt. Wenn du deine Reise so flexibel planen kannst, dann komm im Sommer am besten unter der Woche in den Park und schau auch nach, ob dein Aufenthalt auf einen amerikanischen Feiertag fällt und meidet diese Termine. Im Yosemite Valley eine Stunde lang im Stau zu stehen ist mit Sicherheit nicht die beste Art, deine Reisezeit zu verbringen!
3. Der Wetterbericht ist dein Freund.
Tja, und manchmal kann man nach Punkt 1 und 2 so viel planen, wie man will, und es kommt doch alles anders. Aber genau das ist für mich das Wunderbare am Yosemite: Man ist eben draußen in der Natur, und die Natur macht die Regeln. Und wir müssen uns daran halten.
Wenn es also einen Erdrutsch, ein Feuer oder Unwetter gibt, kann es durchaus passieren, dass der Park geschlossen wird. Informier dich vor der Abfahrt, ob alle Straßen passierbar sind und ob von den Mitarbeitern des Parks Warnungen ausgegeben wurden. So vermeidest du, dass du dich ganz umsonst auf den Weg machst.
Auch sonst ist es sehr hilfreich, sich auf das Wetter hier vorzubereiten: Du wirst viel Zeit draußen verbringen und im Sommer ist es nahezu immer sonnig, wir sind ja in Kalifornien 😉 Sonnen- und Mückenschutz sind ein absolutes Muss. Aber die Temperaturen sind in diesem riesigen Park ganz unterschiedlich – im Valley kann es extrem heiß werden; wenn du in den Bergen wandern gehst, wird es auf großer Höhe selbst im Sommer nicht besonders warm. Und wenn der Wetterbericht sagt, dass es heiß wird, solltest du deine Badesachen mitnehmen und in den eiskalten Merced River springen!
4. Es gibt Bären und andere wilde Tiere.
Noch eine Sache, die mich immer wieder an diesen Ort zieht, sind die Tiere, die hier leben. Einem Bären in freier Wildbahn zu begegnen hat auf mich einen ganz ähnlichen Effekt wie das teilweise extreme Wetter hier: Es bringt mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich merke, dass mir mal wieder meine schwindenden Deutschkenntnisse einen Strich durch die Rechnung machen, wenn ich das beschreiben will. Auf Englisch sagt man „grounded‘. Das trifft die mit dem Bärenbesuch einhergehende Erkenntnis, dass wir Menschen eben Teil unserer Umwelt sind und die beeindruckendsten Tiere nicht nur in Käfigen, hinter Scheiben oder auf Bildschirmen existieren, für mich perfekt.
Es lohnt sich auf jeden Fall, sich zu informieren, wie man sich verhalten sollte, wenn man einem Bären begegnet. Auch wenn die hier lebenden Schwarzbären weniger gefährlich sind als Grizzlys, kann das falsche Verhalten euch in eine dumme Situation bringen. Am Parkeingang bekommt ihr eine Informationsbroschüre, in der steht, was es in Sachen Bär, Puma & Co. zu beachten gilt. Wusstet ihr zum Beispiel, dass Bären es riechen können, wenn Essen im Auto liegt? Wenn ihr also parkt und eine Wanderung macht, kann es passieren, dass ein Bär in euer Auto einbricht.
Und das ist nicht nur für euch blöd: Bären, die einmal „gelernt“ haben, dass sie von Menschen etwas zu essen bekommen, müssen aus dem Park entfernt werden. Was das für Folgen hat, könnt ihr euch ausmalen.
Ein Besuch hier ist also auch eine Lektion darin, (wieder mehr) Rücksicht auf die Natur zu nehmen.
5. Du wirst nicht mehr der gleiche Mensch sein.
Diese Reise wird dich verändern. Du wirst Pflanzen, Tiere und Berge sehen, die dir noch nie begegnet sind. Wenn du Lust hast, kannst du an deine Grenzen gehen und die abenteuerlichsten Wanderungen unternehmen, sogar über mehrere Tage. Du wirst trotz der vielen Menschen immer einen Platz finden, an dem es so still ist, dass du nur das Knacksen der Bäume und das Rascheln der Eichhörnchen hören wirst. Du wirst umgehauen werden von der Größe dieses Parks und von seiner Schönheit, und hoffentlich wirst du zum Grübeln angeregt darüber, wie du helfen kannst, unsere Welt und die Natur zu schützen. Ganz bestimmt aber wirst du immer an diesen Ort zurückdenken und beschließen, dass du wiederkehren musst!
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